untitled // o.t. – exhibition view // ausstellungsansicht nord art 2009
o.t. [untitled]
Falk von Traubenberg’s deliberately untitled installation o.t. [untitled] is a logical extension to the preceding installations >> schwarz rot gold, >> cube one and >> apparategedächtnis. However, while slides played the main role in the previous works, in this purely conceptual work it is the absence thereof that it’s all about. Instead of compressing and preserving something, a transparent association screen is being created, defining itself by its surroundings.
Installed in a shower room of the former iron foundry Carlshütte in Büdelsdorf in Schleswig-Holstein, o.t. [untitled] is meant to make the history of the place come alive, bound to this specific location and also associatively in the imagination of the viewers. In the Carlshütte, the yearly art exhibition Nord Art takes place with around 200 international artists. Installed in other locations, o.t. [untitled] has the flexibility to recontextualize entirely.
The basis of the installation are 3 x 3 galvanized gridirons laid out on the floor. The floor of the shower room (coincidentally?) has square tiles, each subdivided in 3 x 3 smaller squares. The gridirons each have a format of 80 x 80 cm and are installed with a gap of 30 cm, so that the overall square measures a total of 3 x 3 m. They are slightly elevated and seem to hover above the floor. On top of each of the nine gridirons are five rows of six preserving jars, which, in contrary to before, are not filled with slides but are empty. The sixth rows of jars are substituted by neon tubes, yielding a square of 6 x 6 rows on top of the grids. This is not the only asymmetry in this seemingly strictly symmetric installation. Another one is the formation of the 3 x 3 neon tubes: They never replace a middle row but, in a revolving manner, continuously a different one. Although this cycle follows a logical orthogonal principle, each of the nine tubes is arranged individually. Furthermore, the whole of the square is not aligned parallel to the walls of the room but turned by 30°.
Strongly referencing the precursors, o.t. [untitled] plays with associations and numbers. This construct of empty preserving jars, illuminated neon tubes and square gridirons, in this environment of a collective shower room of a former industrial site, yields the maximum of interpretative liberty by its openness. Although it precisely outlines the context, it catalyzes 100% subjective associations in each viewer. The content of the work unfolds bound to its context and can become alive at any location that has a “visible” surface – in a totally clean, friction-free, neutral space such as a white cube, this installation would not have the necessary resistance from its unique environment out of which it draws its energy. The empty, crystal clear preserving jars serve as resonating cavities and allow the uninvolved viewers to “put inside” their associations and the involved ex-showerers their memories for conservation. The history of the shower room is being transferred to and contained in the jars from the minds of the viewers with their associations and memories. The openness of the installation is underlined by the lack of a title – o.t. [untitled] is virtually the joker that can be freely employed by each “player”. Neon tubes are a basic technical element of photography, and light per se has essential meaning for photography. It also symbolizes memory and consciousness. In this interplay of illuminating lights, reflecting jars and solid grids, the mental light of association and memory can fully unfold. The meaning of numbers is based on the installation’s rectilinearity. Checksums and square numbers are often an issue in Falk von Traubenberg’s art. In this case, the square numbers shape the symmetry necessary for maximizing the associative liberty by means of clarity and transparency.
o.t. [untitled] is a piece of legerdemain, offering a projection plane for free and absolutely subjective associations and memories while precisely defining the context – but without actually stipulating anything in the least.
Kristina von Bülow
untitled // o.t. – exhibition view // ausstellungsansicht nord art 2009
o.t.
Falk von Traubenbergs bewußt nicht betitelte Installation o.t. ist eine logische Erweiterung zu den Vorgängerinstallationen >> schwarz rot gold, >> cube one und >> apparategedächtnis. Während allerdings bei den vorangehenden Arbeiten noch Dias die zentrale Rolle spielten, ist es bei dieser rein konzeptuellen Arbeit gerade das Nichtvorhandensein des Fotomaterials, um das es geht. Statt etwas zu komprimieren und zu bewahren, wird hier eine transparente Assoziationsfläche geschaffen, die sich aus ihrer Umgebung definiert.
In einem Duschraum der ehemaligen Eisengießerei Carlshütte in Büdelsdorf in Schleswig-Holstein installiert, soll o.t. die Geschichte des Ortes lokationsgebunden und assoziativ in der Vorstellung der Betrachter lebendig werden lassen. In der Carlshütte findet alljährlich die Kunstausstellung Nord Art mit rund 200 internationalen Künstlern statt. An anderen Orten installiert, hat o.t. die Flexibilität, sich ganz neu zu kontextualisieren.
Die Grundlage der Installation bilden 3 x 3 verzinkte, plan auf dem Boden liegende Gitterroste. Der Boden des Duschraumes hat (zufällig?) quadratische Fliesen, die in sich auch in 3 x 3 kleinere Quadrate unterteilt sind. Die Gitterroste haben je das Format 80 x 80 cm und sind mit einem Zwischenraum von 30 cm aufgebaut, so daß sich für das Gesamtquadrat eine Fläche von 3 x 3 m ergibt. Sie sind leicht über den Boden angehoben und scheinen zu schweben. Auf ihnen befinden sich jeweils fünf Reihen von sechs Einmachgläsern. Diese sind nicht wie sonst mit Dias gefüllt, sondern leer. Die sechsten Reihen der Gläser ersetzen Leuchtröhren, so daß sich jeweils ein Quadrat von 6 x 6 Reihen auf den Gitterrosten ergibt. Das ist nicht die einzige Asymmetrie in der scheinbar strikt symmetrischen Installation. Eine weitere ergibt sich aus der Anordnung der 3 x 3 Leuchtröhren: Sie ersetzen nie eine mittige Reihe, sondern in einem umlaufenden Wandel immer eine andere. Zwar folgt dieser Durchlauf einem logischen orthogonalen Prinzip, aber jede der neun Röhren ist unterschiedlich gelagert. Außerdem ist das Gesamtquadrat nicht parallel zu den Wänden des Raumes ausgerichtet, sondern um 30° gedreht.
In starkem Bezug auf die Vorgänger spielt o.t. mit Assoziationen und Zahlen. Diese Konstruktion aus leeren Einmachgläsern, strahlenden Leuchtröhren und quadratischen Gitterrosten erzielt durch ihre Offenheit und hier in dieser Umgebung des Gemeinschaftsduschraumes eines ehemaligen Industriestandortes das Maximum an möglicher Interpretationsfreiheit. Zwar gibt sie den Zusammenhang präzise an, katalysiert aber für jeden Betrachter 100% subjektive Assoziationen. Der Inhalt der Arbeit entfaltet sich kontextgebunden und könnte an jedem Ort leben, der eine „sichtbare“ Oberfläche hat – in einem völlig glatten, reibungsfreien, neutralen Raum wie einem White Cube hätte die Installation nicht den umgebungstypischen Widerstand, aus dem sie ihre Energie schöpft. Die leeren, glasklaren Einmachgläser dienen als Resonanzraum und bieten sich an, den unbeteiligten Betrachter seine Assoziationen und den beteiligten Ex-Duscher seine Erinnerungen zur Konservierung „hineinlegen“ zu lassen. Die Geschichte des Duschraumes wird aus den Köpfen der Betrachter über ihre Assoziationen und Erinnerungen in die Gläser transferiert und dort erhalten. Unterstrichen wird die Offenheit der Installation durch das Fehlen eines Titels – o.t. ist quasi der Joker, der von jedem „Spieler“ frei eingesetzt werden kann. Neonröhren sind grundlegender technischer Bestandteil der Fotografie, und Licht an sich hat für die Fotografie eine essentielle Bedeutung. Außerdem symbolisiert es Erinnerung und Bewußtsein. In diesem Zusammenspiel erhellender Leuchtmittel, reflektierender Gläser und solider Gitter kann sich das mentale Licht der Assoziations- und Erinnerungskraft voll entfalten. Die Bedeutung der Zahlen basiert auf der Geradlinigkeit der Installation. Quersummen und Quadratzahlen sind häufig Thema bei Falk von Traubenberg. Hier bilden die Quadratzahlen die nötige Symmetrie, um durch Klarheit und Transparenz die Assoziationsfreiheit zu maximieren.
o.t. gelingt das Kunststück, eine Projektionsfläche für freie und absolut subjektive Assoziationen und Erinnerungen anzubieten und dabei präzise Angaben zum Zusammenhang zu machen, ohne tatsächlich auch nur das Geringste vorzuschreiben.
Kristina von Bülow
untitled // o.t. – detail nord art 2009
o.t. (ohne titel – untitled) :: nord art 2009
nord art 09 | eröffnung am samstag, den 13. juni um 17 uhr | 218 künstler aus 34 ländern | opening ceremony at 5 pm on saturday 13 june | 218 artists from 34 countries | 13/06/ – 27/09/2009
untitled // o.t. – exhibition view // ausstellungsansicht nord art 2009