cube one
studio view cube one – ca 123 x 123 x 123 cm (2008/10)
cube one
Falk von Traubenbergs (falk.brvt) cube one is a photo-installative work from the series Installationen (>> body-core), dealing with the preservation of memory and the understanding of time. cube one is an interactive vision of life itself – a vision that is being triggered in each viewer individually. Being a work of multi-layered content and minimal in material, it offers an outlook on life in individualized visions.
Preserving jars, completely filled with slides, are collocated in the shape of a cube. The base area of the cube consists of levels of 6 x 6 rows of jars, the single levels being separated by metal grids. Six neon tubes substitute six rows of jars, protruding from the cube in the shape of a helix. They jut out of the vertical sides of the cube, yielding twelve tube tips, three on each of the four sides. The game of mathematics and geometry is the technical starting point of exploring the relations of preservation and forgetting, of lightness and darkness, of the inner and the outer image.
The slides are the photographic lifework of a deceased friend being archived in a very unique way. They are sediments of a past life made anonymous, yet virtually conserved for eternity, in its intangibility closer to being an actual memory than a preset snapshot could be. The images are provided only in the conceptual context. Just like personal memories, they need to be individually conjured up before the inner eye. The ephemeral character of visual memory in the larger context of time becomes tangible and projectable. The cube, an indicator of the wholeness of a concluded life, is both catalyst and projection plane of inner images. The main presentation form of slides is projection, the material being translucent. Paradoxically, in this cube dominated by slides, it is the slides themselves blocking the light from going through. It is impossible to view the slides due to their density, yet they are lit by the neon tubes, symbolizing the light of memory. The neon tubes revolve around the cube in the shape of a helix. The helix is a spiral form prevalent in nature, for example to be found in the double helix of the DNA. This light helix made of neon tubes is a reference to life itself – light is a base requirement of life and the helix is a base component of life. And incidentally, krypton (Greek kryptos = hidden, concealed), the essential element of white neon tubes and also of flash bulbs, has the chemical ordinal number 36, the square of six.
cube one is a space-defining multi-layered vision – initiating visions – of memory and time in an interplay of contrasts. The imaging essence of photography attains a higher meaning in this installation, being factored by technical, scientific and philosophical elements. Falk von Traubenberg resolves the paradox of the unseen visible. He dignifies a life’s work in its entirety and simultaneously discloses both everything and nothing.
© Kristina von Bülow
cube one at kunsthalle darmstadt (2010/04)
cube one
Falk von Traubenbergs (falk.brvt) cube one ist eine fotografisch-installative Arbeit aus der Serie Installationen (>> body-core), die sich mit der Bewahrung von Erinnerung und dem Verstehen von Zeit auseinandersetzt. cube one ist eine interaktive Vision des Lebens selbst – eine Vision, die in jedem Betrachter individuell ausgelöst wird. Die inhaltlich vielschichtige und materiell minimalistische Arbeit ist eine Aussicht auf das Leben in individualisierten Visionen.
Mit Dias vollständig gefüllte Einmachgläser sind zu einem Kubus angeordnet. Die Grundfläche des Kubus besteht aus Ebenen zu 6 x 6 Gläserreihen, die einzelnen Ebenen von Metallgittern getrennt. Sechs helixförmig aus dem Kubus herausragende Leuchtröhren ersetzen sechs einzelne Reihen von Gläsern; sie stehen an den gegenüberliegenden, vertikalen Seiten des Kubus über und ergeben somit zwölf Enden, drei auf jeder der vier Seiten. Das Spiel mit Mathematik und Geometrie ist der technische Ausgangspunkt zur inhaltlichen Erforschung der Verhältnisse von Bewahren und Vergessen, von Licht und Dunkelheit, von innerem und äußeren Bild.
Die Dias sind das fotografische Lebenswerk eines verstorbenen Freundes, das in dieser Form eine ganz besondere Art der Archivierung erfährt. Es sind anonymisierte Rückstände eines vergangenen Lebens, quasi auf ewig konserviert, die in dieser Präsentationsform einer Erinnerung näher kommen als eine sichtbar vorgegebene Momentaufnahme. Die Bilder werden nur im begrifflichen Kontext geliefert. Wie eine persönliche Erinnerung müssen sie individuell vor dem inneren Auge hervorgerufen werden. Der ephemere Charakter der visuellen Erinnerung im Gesamtkontext der Zeit wird greifbar und projizierbar gemacht. Der Kubus, ein Hinweis auf die Ganzheit eines abgeschlossenen Lebens, ist Katalysator und Projektionsfläche innerer Bilder. Dias werden bevorzugt als Projektion präsentiert. Die ursprüngliche griechische Bedeutung von Dia (durch/hindurch) weist auf die Lichtdurchlässigkeit des Materials hin. In dem von Dias dominierten Kubus wird paradoxerweise das Hindurchgehen von Licht durch die Dias selbst arretiert. Deren Ansicht bleibt dem Betrachter durch ihre Dichte verborgen und doch sind sie durch die Leuchtröhren erhellt, das Licht der Erinnerung symbolisierend. Die Leuchtröhren drehen sich helixförmig um den Kubus. Die Helix ist schon in der Natur eine häufige Spiralform, beispielsweise zu finden in der Doppelhelix der DNA. Diese Lichthelix aus Leuchtröhren bezieht sich auf das Leben an sich – Licht ist eine Grundanforderung des Lebens und die Helix ein Grundbaustein des Lebens. Krypton (kryptos = verborgen, versteckt), der wesentliche Bestandteil weißer Leuchtröhren und auch von Fotoblitzbirnen, hat übrigens die chemische Ordnungszahl 36, das Quadrat von sechs.
cube one ist eine raumgreifende, mehrschichtige Vision – Visionen auslösend – von Erinnerung und Zeit in einem Wechselspiel von Gegensätzen. Unter Einbringung technischer, wissenschaftlicher und philosophischer Faktoren erlangt das Wesen der Fotografie, etwas abbilden zu wollen, in dieser Installation eine höhere Bedeutung.
Falk von Traubenberg gelingt die Auflösung des Paradoxons des unsichtbaren Sichtbaren. Er würdigt ein Lebenswerk in seiner Vollständigkeit und gibt alles und gleichzeitig nichts davon preis.
© Kristina von Bülow
exhibition view cube one (and >> apparategedächtnis // apparatuses’ memory) at berliner kunstsalon (2009/09)